Partizipative & sozialverantwortliche Technikentwicklung
Claude Draude1, Arne Berger2, Sandra Buchmüller3
1Universität Kassel, Germany; 2Technische Universität Chemnitz, Germany; 3Technische Universität Braunschweig, Germany
Wir möchten uns gemeinsam mit Teilnehmer_innen aus unterschiedlichen technischen Kontexten und Disziplinen mit den Potenzialen und Grenzen des Partizipativen Designs im Hinblick auf eine sozialverantwortliche Technikentwicklung auseinandersetzen. Dabei geht es um die Diskussion der Frage: Inwieweit führt die Beteiligung von Nutzer_innen zu einer sozialverantwortlichen Technikentwicklung? Auf der Grundlage unserer Erfahrungen und denen der Teilnehmer_innen möchten wir einen ungeschönten Blick auf die Prozesse, Herangehensweisen, Beteiligungs- und Einflussverhältnisse partizipativer Technikentwicklungsprojekte werfen und diese anhand von Ansprüchen wie demokratische Teilhabe aller Beteiligten, gleichberechtigter Einbezug marginalisierter Nutzungs- und Bevölkerungsgruppen, wechselseitige Lernerfahrungen, kritische Reflexionen und kontrovers-konstruktive Aushandlungsprozesse erörtern. Ziel ist, gemeinsam Kriterien zu sammeln und Rahmenbedingungen zu definieren, die erfüllt sein müssen, damit die Beteiligung von Nutzer_innen zu sozialverantwortlicher und inklusiver Technik führt.
Partizipative Entwicklung einer Lern- und Vernetzungsplattform für weibliche IT-Professionals
Monika Pröbster1, Julia Hermann2, Nicola Marsden1
1Hochschule Heilbronn, Germany; 2Universität Duisburg-Essen, Germany
Ziel des Projekts (Anonymisiert) ist es, IT-Expertinnen dabei zu unterstützen, relevantes Wissen angepasst an Bedarf und Lebenssituation aufzubauen. Hierfür entsteht eine kontinuierlich erweiterbare Wissens- und Vernetzungsplattform, die unter Berücksichtigung des individuellen Kontextes jeder Lernerin relevante Mikrolerninhalte bereitstellt. Die Entwicklung dieser Plattform wird in einem agilen, iterativen Vorgehensmodell umgesetzt, das insbesondere durch die Integration partizipativer Methoden auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten wird. Im Rahmen von regelmäßig stattfindenden Workshops werden unter Teilnahme künftiger Nutzerinnen Anforderungen erhoben. Diese werden kritisch hinsichtlich vergeschlechtlichtem Alltagswissen und normativen Grundannahmen analysiert, um eine Reifizierung von Stereotypen zu vermeiden. Auf dieser Basis werden inhaltliche, didaktische und technische Konzepte abgeleitet, die das Fundament für die Umsetzung der Plattform bilden. Der vorliegende Artikel gibt einen Einblick in das Projekt und die ersten Ergebnisse der Anforderungsanalyse.
Designen für Vielfalt: Partizipative Technikgestaltung in kulturell diversen Settings
Anne Weibert, Max Krüger
Universität Siegen, Germany
Fokussierend auf den partizipativen Entwicklungsprozess einer digitalen Plattform, die die Orientierungs-, Informations- und Kommunikationsbedürfnisse von Geflüchteten sowie ihren ehrenamtlichen und professionellen Helfern bedienen will, setzt sich dieser Beitrag mit den Chancen und Grenzen partizipativer Technikgestaltung in kulturell diversen Settings auseinander. Am partizipativen Entwicklungsprozess der Plattform zeigt sich deutlich, wie wesentlich es ist, soziale und technisch-designerische Entwicklungsschritte gemeinsam zu denken und eng zu verzahnen.
Designing Large-Scale Systems for Societal Issues
Ngoc-Anh Gabriel
TH Köln, Germany
While there is little disagreement about the general application domain for the third wave work, namely those that satisfy societal needs, the major part of the HCI community is still uncertain about how to translate these strategic intentions into operative action.
This work explores three novel design approaches and frameworks that addresses this issue and consolidates the insights in the form of affinity diagrams and sketches about possible future applications.
Gender als Faktor bei der partizipativen Softwaregestaltung in Living Labs
Michael Ahmadi1, Rebecca Eilert1, Kristian Gäckle2, Nicola Marsden2
1Universität Siegen; 2Hochschule Heilbronn
Technologien werden von Menschen gestaltet und beeinflussen das soziale Leben unmittelbar. In dieser Co-Produktion von Technologie und Gesellschaft besteht die Gefahr, dass Technologien stereotypisierend wirken und eine eingeschränkte Nutzungserfahrung mit sich bringen. Auch im Kontext von partizipativen und sozialverantwortlichen Methoden der Technikentwicklung sollte darauf geachtet werden, gendersensitiv vorzugehen, um der Bandbreite möglicher Gender-Identitäten gerecht zu werden. Dies bedeutet u.a., den partizipativen Designprozess fortwährend unter Gender-Gesichtspunkten zu reflektieren. In diesem Positionspapier argumentieren wir, dass der Living-Lab-Ansatz durch die Integration verschiedener Stakeholder einen Schritt vorwärts bei der Berücksichtigung von Gender-Aspekten bedeutet und zeigen auf, was bei der partizipativen Arbeit in einem Living Lab beachtet werden sollte. Hierbei gehen wir auch auf Grenzen bzw. mögliche Problemstellungen ein.
Gender- & diversityorientierte Partizipationsansätze in Technikentwicklung
Tamar Beruchashvili, Elisabeth Wiesnet, Susanne Ihsen
TUM München, Germany
Die hier aufgeworfene Fragestellung ist Teil eines aktuellen Forschungsverbundes. Die Herausforderungen unseres Teilprojektes bestehen in den durch demografischen Wandel veränderten Lebenssituationen und -bedarfen älterer Menschen und in den Chancen einer partizipativen Technikentwicklung, hier zielgruppenorientierte Lösungen anzubieten.
Innovation ist ein sozialer Prozess
Henrik Mucha, Ricarda Jacobi
Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Germany
Wir nehmen diesen Workshop zum Anlass, um den Beginn eines interdisziplinären Dialogs über Formen der Partizipation in Projekten unserer Hochschule schlaglichtartig zu skizzieren. Unsere Intention ist es, durch den fachübergreifenden Dialog unsere eigene Praxis zu reflektieren und gemeinsame Forschungsansätze und Projekträume im Kontext sozialverantwortlicher Technikgestaltung zu erschließen. Wir möchten andere Wissenschaftler und Praktiker einladen, an diesem Diskurs teilzunehmen. Unser Ausgangspunkt ist die Frage, wie wir es schaffen, Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen, unterschiedliche Fähigkeiten mitbringen und verschiedenen Kulturen entstammen gemeinsam und gleichberechtigt an einem schöpferisch-kreativen Prozess teilnehmen und teilhaben zu lassen.
Partizipation – Freiwillig und auf Augenhöhe
Marc Gerbracht
Universität Siegen, Germany
Der Beitrag stellt drei wichtige Aspekte von Partizipation dar. So werden auf Basis eines Forschungsvorhabens zu Demokratie in Unternehmen relevante Thesen für die Partizipation in technischen Forschungs- und Praxisprojekten aufgestellt.
Partizipative Softwareentwicklung mit älteren Menschen – soziale Teilhabe oder Reproduktion von Benachteiligung?
Ulrike Gerhard, Juliane Jarke
Institut für Informationsmanagement Bremen (ifib), Universität Bremen, Germany
Gemeinsam mit älteren Menschen haben wir im Rahmen des von der EU-geförderten Projekts „MobileAge“ in zwei Bremer Stadtteilen zwei webbasierte Anwendungen zur Orientierung im Stadtteil entwickelt. Die beiden Online-Dienste sollen zur sozialen Inklusion der dort lebenden Rentnerinnen und Rentner beitragen sollen. Gerade durch die Möglichkeit zur substantiellen Mitgestaltung der Anwendungen durch die späteren Nutzerinnen und Nutzer soll(te) deren soziale Teilhabe verbessert werden; Von Beginn an wurden ältere Bürgerinnen und Bürger in den Prozess einbezogen. Insbesondere in der Ideenfindungs- und Konzeptentwicklungsphase wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Gelegenheit gegeben den zu entwickelnden Dienst zu definieren. Dadurch sollte sichergestellt werden, dass etwas für sie Sinnstiftendes entwickelt wird. Entstanden sind zwei digitale Stadtteil-Wegweiser, die insbesondere über Möglichkeiten der Freizeitbeschäftigung und der sozialen Interaktion informieren und zum Entdecken des Stadtteils und der Bewegung im Freien anregen.
Der Fokus auf kulturelle, sportliche und soziale Aktivitäten verwundert nicht, wenn man sich die Gruppe der Gestalterinnen und Gestalter ansieht: In beiden Stadtteilen konnten wir ausschließlich Menschen für unser Projekt begeistern, die überwiegend körperlich fit, relativ gebildet und relativ gut vernetzt sind. Für diese privilegierten älteren Menschen bieten die beiden Anwendungen reichhaltiges Informationsmaterial zu aktiven Freizeitgestaltung. Inwieweit die Anwendung relevant ist für immobile, körperlich und geistig gebrechliche, sozial benachteiligte, isolierte Menschen ist bisher unbestimmt. Es besteht die Gefahr, dass die Kluft zwischen Menschen in multiplen Problemlagen und denen die in vielerlei Hinsicht gut gestellt sind, weiterwächst.
Beteiligungsprojekte stehen grundsätzlich vor der Herausforderung benachteiligte Gruppen zu erreichen. Aufgrund der Affordanzen technischer Systeme und der möglichen sozialen Implikationen muss nicht zuletzt die partizipative Technikgestaltung sich dieser Herausforderung stellen. Die Logik der die meisten Forschungs- und Entwicklungsprojekte folgen, ist darauf nicht vorbereitet. Raum für experimentelle Formen der Beteiligung gibt es wenig, Projektergebnisse müssen in strikt definierten zeitlichen Rahmen produziert werden. Für die zeitintensive Rekrutierung und Einbeziehung von schwerreichbaren Zielgruppen bleibt häufig wenig Raum. Das Paradox von Beteiligungsverfahren schlägt sich nieder: Einige Wenige werden zu Sprecher*innen von Vielen. Daher möchten wir die Frage diskutieren: Können wir überhaupt sozialverträgliche Technik partizipativ gestalten? Und wenn ja, wie? Oder trägt gerade die Partizipation einiger Weniger zur Exklusion Vieler bei?
Raising Robotic Natives? Einzug digitaler Medien in die Frühpädagogik
Scarlet Siebert
TH Köln, Germany
Aktuell sind es insbesondere Roboter, denen als technische Innovation ein großes Potenzial für Verän-derungen in diversen Gesellschaftsbereichen nachgesagt wird (vgl. Heuser et al., 2018). Dazu gehört auch die Bildung. So finden sog. Soziale Roboter als Lernpartner, Lehrer oder Lernende Einzug in Klassenzimmer und Kindergärten und sollen jungen Menschen Sprachen beibringen, das soziale Miteinander üben oder naturwissenschaftliche Phänomene leichter nachvollziehbar machen. Ähnlich wie im Gesundheits- und Pflegesektor handelt es sich bei den Betroffenen – in diesem Fall Kinder – aber um eine durchaus vulnerable Zielgruppe, die wiederum von wenig technikaffinem Personal – hier pädagogische Fachkräfte – bei der Mensch-Maschine-Interaktion begleitet werden sollen. Daher wird sich in einem Promotionsvorhaben der Frage gewidmet, wie die Kind-Roboter-Interaktion unter Berücksichtigung ethischer, rechtlicher, sozialer und weiterer zu analysierender Implikationen gestaltet werden kann.
Sozialverträglichkeit im Kontext dezentraler, sozio-technischer Systeme
Johann Sell
Humboldt-Universität zu Berlin, Germany
Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit beschäftige ich mich mit der Entwicklung eines Kollaborati-onstools für das ehrenamtliche Netzwerk von Viva con Agua de St. Pauli e.V. Das Projekt erfordert den kontinuierlichen Einsatz partizipativer Methoden und die Reflektion der Auswirkungen der implemen-tierten Funktionen auf das soziale System.
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